"Ihr g'freits uns!"

Benefizkonzert zur Landshuter Hochzeit mit dem Chor der Reisigen in der Residenz

Bereits im Vorfeld der Landshuter Hochzeit stand Bürgern wie Mitwirkenden die Begeisterung für das mittelalterliche Fest ins Gesicht geschrieben: Der Innenhof der Residenz war beim Benefizkonzert "Wer will sein ein Kriegersmann" am Dienstag bis auf den letzten Platz gefüllt. 450 sitzende und 150 stehende Zuhörer erlebten ein mitreißendes Konzert mit dem Chor der Reisigen, den Kaiserlichen Fanfarenbläsern, den Trommlern und Pfeiffern bei den Reisigen und den Brandenburger Trumetern.
Der Erlös des Abends kommt dem Verein Die Förderer sowie dem Förderverein des Kinderkrankenhauses St. Marien zugute.


An den langen Holzspiessen sind die Reisigen sofort zu erkennen. (Foto: Christine Vincon)

"Wir spielen alle eine Rolle bei der Landshuter Hochzeit. Aber ich frage mich, ob wir nicht alle vier Jahre tun, wozu wir bestimmt sind und nur in der Zwischenzeit eine Rolle als Architekt oder Verwaltungsangestellter spielen." Der Hetman der Reisigen, Klaus Timmer, begrüßte die Zuhörer im Residenzinnenhof, nachdem sich seine 115 Reisigen mit den langen Spießen und elf begleitende Marketenderinnen auf der Bühne postiert hatten.
Rund 600 Zuhörer ließen sich mit knapp zwei Stunden Musik unter freiem Himmel auf die Landshuter Hochzeit einstimmen und hatten die Chance auf dieses einmalige Erlebnis, wie Klaus Timmer sagte, das sich nur in Kopf und Herz speichern lasse, nicht aber auf einer Digicam. "Wir schlagen alle Mann und Ross auf einen Hauf zu Tode", sang der Chor der Reisigen. Er formiert sich aus verschiedenen Chören aus der Umgebung, allen voran den Männerchören Achdorf und Ergolding und dem Sängerverein Landshut. "Wer will sein ein Kriegersmann", ist ein neues Lied der Reisigen, das den ersten musikalischen Block mit dem selben Titel einleitete und am Dienstag in der Residenz erstmals zu hören war.
Heinrich Wannisch, musikalischer Leiter der Reisigen, recherchiert seit vielen Jahren in der Nationalbibliothek und Archiven wie dem Libre Vermell, in dem er eine Handschrift mit Noten aus dem 13. Jahrhundert entdeckte und mit einem Originaltext aus dem 15. Jahrhundert versehen hat. Heraus kam das Lied über die Ausrüstung der Landsknechte mit dem 4,20 Meter langen Holzspieß mit Eisenspitze, dem kurzen Degen und dem Herrn, der den Sold der Reisigen zahlte.
War ein Lohn nicht zu erwarten oder zahlte ein anderer Herr mehr, so geschah es durchaus, dass die Landsknechte noch während einer Schlacht die Seite wechselten.
So waren die Rotten der Landsknechte nicht nur gefürchtete Gegner, sondern auch ein verruchter Haufen, der zwar viel hielt auf Glauben und Religion, doch zwischen den Schlachten der holden Weiblichkeit und dem Wein durchaus zusprach, wie die Blöcke "Wir frummen Landsknecht alle" und "Kummt Dirnlein schnell.. . ! " erahnen ließen.
Dem Gesang hatten sich schon damals einige Reisige zugewandt; nach ihrer aktiven Zeit auf dem Schlachtfeld verbrachten die Landsknechte ihre Tage mit dem Schreiben von Texten und Erinnerungen oder als fahrende Sänger. Wannisch findet bei seinen Recherchen jede Menge Texte aus der Zeit des Mittelalters, aber sehr wenig polyphone Musik.
"Es gab sechs bis acht bekannte Melodien, die immer wieder mit neuen Texten versehen wurden", sagt er.
Die Marketenderinnen bei den Reisigen gaben im vierten Block ihr Bestes, "Du bist ein alter Greis, der Kopf ist kahl, das Haar ist weiß", oder "O mala herba" erzählten deutlich und eindeutig über die Paarprobleme der damaligen Zeit.
Schließlich galt es noch dem Wein und der höchsten Stadt Landshut zu huldigen, und der Chor der Reisigen tat es, unterstützt von den Brandenburger Trumetern, den Kaiserlichen
Fanfarenbläsern, Trommlern und Pfeiffern mit immer mehr Feuer und Begeisterung. Vor allem die Trommler der Reisigen erwiesen sich als Publikumslieblinge, die auch während der einzelnen Blöcke Einzelapplaus bekamen und eine fiebrige Hochzeitsstimmung erzeugten.
Elisabeth Lackermeier, Landshuter Zeitung 16.06.2005