"Seid wohlgemuth, es ist ein Spiel"
Die erste Comedia musicale auf der Burg vermittelte am Donnerstagabend Landsknecht-Romantik
In den ehrwürdigen Mauern der Burg feiert der Verein "Die Förderer" noch bis zum Sonntag sein Burgfest. "So wie sich der Burghof heute Abend präsentiert, ist das schon einmalig", schwärmte Oberbürgermeister Josef Deimer bei der Premiere am Donnerstagabend. Kerzenschein, ein deftiges Essen und die lang anhaltende Wärme
des Tages waren Zutaten zu einer Sommernacht mit historischen Akzenten.



Das musikalische Programm des ersten Abends stand unter dem Motto Landsknecht-Romantik. Immer wieder beeindruckend ist dabei der Chor der Reisigen unter der Leitung von Heinrich Wannisch durch dessen wehrhafte Vielzahl. Mit auf den drei Bühnen im Burginnenhof: die Pfalzgräflichen Pfeifer, die Kaiserlichen Fanfarenbläser und die Trommler und Pfeifer. Für Witz und Schalk sorgten die Hofberger Komödianten mit zwei Schelmen-Stücken von Hans Sachs. Zur Einführung in das sommerliche Burgfest traf der Ratsherr Christoph Thoma (aus der Jetzt-Zeit) auf den mittelalterlichen Hofnarr (Gerald Huber): "Seid wohlgemuth, es ist ein Spiel."
Das erste Burgfest liegt genau 30 Jahre zurück. Damals hatten die Förderer wegen zweier kurz aufeinander folgender Unglücke die geplante Hochzeit ausfallen lassen müssen. Zum Ausgleich für die enttäuschten Landshuter fanden zunächst das erste Altstadtfest und dann das erste Burgfest statt - damals allerdings noch auf der Schwedenwiese, weil das Burginnere weniger als Ort des Feierns gesehen wurde. Die Wiederaufnahme der alten Feste ist Oberbürgermeister Deimer zufolge ein schöner Farbtupfer zum 100. Jahrtag der ersten Landshuter Hochzeit.
Die Veranstaltung heute Abend ist bereits ausverkauft, für den Gottesdienst am Sonntag um 10 Uhr und den anschließenden Frühschoppen, bei dem die Hofküche bewirtet und die Musikgruppen spielen, benötigt man keine Karten. Den Abschluss findet das Burgfest 2003 am Sonntag um 17 Uhr mit einem großen Konzert der Hofkapelle unter dem Titel: "Die Gesandtschaft von Casentino". Für diese "novella musicale" gibt es noch Karten an der Tageskasse.-gs- LZ vom 02.08.2003

 
Buntes Spectaculum auf der Burg
"Comedia musicale": Querschnitt aus dem kreativen Schaffen der Hochzeiter
Die Förderer feierten 100. Jahrtag der ersten Landshuter Hochzeit

Rund 2000 Besucher und rund 600 Aktive feierten am Wochenende auf der Burg Trausnitz mit dem historischen Spektakel "Comedia musicale" den hunderten Jahrtag der ersten Aufführung der Landshuter Hochzeit. Musikanten, Gaukler, Komödianten in Kostümen aus dem Fundus der Förderer hatten dafür ein abwechslungsreiches Programm über vier Tage vorbereitet. Vor und nach der jeweils zweistündigen Vorstellung wurden die Besucher von den Helfern der Hofküche mit schmackhaften Brotzeiten versorgt. Am Sonntagvormittag zelebrierte Stiftspropst Bernhard Schömann einen Gedenkgottesdienst, den Gruppen der Förderer musikalisch gestalteten.
"Ich bin rundum zufrieden", sagte der Vorsitzende des Vereins "Die Förderer", Rudolf Wohlgemuth, gestern Nachmittag. Die beteiligten Gruppen hätten "aus dem Stand heraus" ein beeindruckendes Programm auf die Beine gestellt: "Man darf nicht vergessen, dass die nächste Aufführung der Landshuter Hochzeit erst in zwei Jahren stattfindet."
Die "ehrwürdigen Gäste des Herzogs", die "Ratsherr" Christoph Thoma von Donnerstag bis Samstag im Burginnenhof begrüßt hat und sie gleichzeitig vergeblich vor dem Spott des Hofnarren Gerald Huber bewahren wollte, erlebten einen Querschnitt aus den künstlerischen und komödiantischen Darstellungsformen, die im Lauf der vergangenen 100 Jahre Landshuter Hochzeit herangewachsen sind.
Der Donnerstag stand, wie berichtet, mehr unter dem Aspekt der rauheren Landsknecht-Romantik. Für Freitag und Samstag versuchte Hubert Gruber, in dessen Händen die künstlerische Leitung lag, die Komödianten der Fürsten stärker zu Wort kommen zu lassen. So kam es zum Beispiel zu einem musikalischen Feuerwerk, als fünf Bläsergruppen von verschiedenen Plätzen der Burg in rascher Folge nacheinander kurze Stücke spielten: Die Businenbläser standen in den Arkaden im zweiten Stock, die herzogliche Hofmusik vor dem Weißen Saal, die polnischen Fanfarenbläser am Burgtor und die Salzburger Trumeter sowie die Trommler und Pfeifer je auf einer Seitenbühne.
Pralles Bühnenleben
Auch die Festspiel-Komödianten waren mit einem Stück vertreten. Spielleiter Manfred Seidl hat aus alten Unterlagen das Schelmenspiel "Der schlaue Knecht" aufbereitet, dessen Titelrolle Bernhard Kühlewein auf unnachahmliche Art mit prallem Leben ausfüllte. Der vermeintlich Dumme pratzelt hierbei am Ende alle siebng'scheiten Leut' und zieht mit seiner Beute dahin. Begonnen hatte das Spiel wie es endete - mit Gauklern. Bevor aber die Jongleure - unter ihnen der Bräutigam von 2001, Sebastian Timmer - mit einer beeindruckenden Feuershow die Comedia musicale beendeten, boten die "Feyerldäntzer" zusammen mit ihrer "Musick" eine Mischung aus Sommernachtsgroteske, Schattenspiel und Tanzdarbietung.
Einer der Gründe, warum die Förderer das Projekt Comedia musicale in Angriff genommen haben, war es auch, den Gruppen der Landshuter Hochzeit auch zwischen den Aufführungsjahren eine Bühne zu bieten - und damit einen stärkeren Anreiz zum Proben. "Es macht keinen Spaß, immer nur im stillen Kämmerlein zu spielen, jeder Künstler braucht seinen Applaus", sagte Rudolf Wohlgemuth gestern, "und Beifall bekomme ich nur, wenn ich was G'scheits mache." Deshalb habe man im Verein schon lange über so ein Fest geredet, "nur gemacht hat es keiner".
So schön und gelungen die Vorstellungen auch waren, sie haben die Erwartungen mancher Gäste nicht getroffen. Denn in weiten Fördererkreisen hat die Jubiläumsveranstaltung zur Erstaufführung der Landshuter Hochzeit vor 100 Jahren als Burgfest die Runde gemacht. "Das war es aber nicht und sollte es auch nicht sein", sagte Hubert Gruber. Wer 1973 und 1980 das Burgfest miterlebt habe, der verbinde damit ein richtiges Lagerleben auf der Schwedenwiese. Zu einem Burgfest hätten ganz andere Gruppen wie die Fahnenschwinger gepasst, nicht nur die Bühnen-Formationen.
Burgfest oder Comedia ?
Gäste, die davon besonders irritiert waren, dürfte das Umfeld der Comedia musicale begeistert haben. Ohne Regieanweisungen unterhielten verschiedene Gruppen der Landshuter Hochzeit die Besucher, während diese das deftige Essen aus der Hofküche genossen. "Das ist ein Phänomen dieses Vereins", sagte Hubert Gruber, "dass dies einfach so funktioniert. Und die Gäste lassen sich von dieser Begeisterung gerne anstecken." Eine beachtliche organisatorische Leistung habe Wohlgemuth zufolge auch die Hofküche mit ihren Helfern abgeliefert. An der Spitze der Förderer jedenfalls wurde die Premiere auf der Burg als rundum gelungen gesehen. "Wir werden nach dem Sommer eine Bilanz ziehen und über Verbesserungspotenziale "in vielen Richtungen" nachdenken. Im Rahmen des Stadtjubiläums seien die Förderer aufgefordert worden, wieder etwas auf der Burg zu machen. Man werde sehen, orakelte Wohlgemuth, ob es ein Burgfest werde oder wieder eine Comedia. Georg Soller LZ vom 04.08.2003

 

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